Golem XIV by Stanislaw Lem

Golem XIV by Stanislaw Lem

Autor:Stanislaw Lem [Lem, Stanislaw]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-02-18T23:00:00+00:00


Vorwort

Leser, sei auf der Hut, denn die Worte, die du liest, sind die Stimme des Pentagon, des USIB sowie anderer Maffien, die sich verschworen haben, den außermenschlichen Autor dieses Buches zu verleumden. Die Durchführung dieser Diversion hat uns das Wohlwollen der Herausgeber ermöglicht, die den mit dem römischen Recht konformen Standpunkt bezogen haben, der in der Maxime gipfelt: »audiatur et altera pars«.

Ich begreife sehr wohl, wie heftig meine Bemerkungen knirschen mögen nach den schönen Perioden des D. Irving T. Creve, der ja seit vielen Jahren harmonisch mit dem riesigen Gast des Massachusetts Institute of Technology zusammenlebte, seinem lichten und aufgeklärten, da luminösen Residenten, der durch unsere schändlichen Gelüste ins Leben gerufen wurde. Ich beabsichtige übrigens weder all jene zu verteidigen, die den Entschluß gefaßt hatten, das Projekt »Ulvic« zu realisieren, noch werde ich versuchen, den gerechten Zorn der Steuerzahler zu beschwichtigen, aus deren Taschen dieser Elektronenbaum des Wissens gewachsen ist, obwohl niemand sie um ihre Zustimmung dazu gebeten hatte. Ich könnte zwar die geopolitische Lage darstellen, die die Politiker, die für die Stellung der Vereinigten Staaten verantwortlich waren – sowie ihre wissenschaftlichen Berater –, zwang, viele Milliarden in Arbeiten zu investieren, die – wie sich später erwies – erfolglos gewesen sind. Ich werde mich jedoch darauf beschränken, einige Mahnungen und Vorhaltungen als Marginalien zu dem glänzenden Vorwort Dr. Creves niederzuschreiben, da selbst die herrlichsten Gefühle bisweilen blind machen, und ich befürchte, daß eben dies erfolgt ist.

Die Konstrukteure GOLEMS (und eigentlich der ganzen Serie von Prototypen, deren letztes Glied GOLEM XIV ist) waren nun wieder nicht solche Ignoranten, wie Dr. Creve sie schildert. Sie wußten, daß die Konstruktion eines Verstandesverstärkers unmöglich ist, wenn ein kleinerer Verstand einen größeren direkt, nach der Methode des Barons von Münchhausen, erzeugen soll, er sich ja selbst an den Haaren aus dem Sumpf herausgezogen hatte. Sie wußten, daß die Anfertigung eines Embryos unerläßlich war, der von einem bestimmten Augenblick an sich dann schon selbst – aus eigener Kraft – entwickeln werde. Die ernsten Fiaskos der ersten und zweiten Generation von Kybernetikern, ihrer großen Väter und ihrer Nachfolger, ergaben sich aus dem Nichtwissen hierüber, und man kann doch schwerlich Leute vom Format Norbert Wieners, Shannons oder Mc Kays als Ignoranten bezeichnen. In verschiedenen Epochen sind die Kosten der Eroberung echten Wissens verschieden, und in unserer stehen sie in der Skala der Ausgaben den Haushalten führender Mächte in nichts nach.

So haben denn Rennan, Mc Intosh, Duvenant und ihre Kollegen gewußt, daß es eine Schwelle gibt, an die man ein System heranführen muß, die Schwelle der Vernünftigkeit, unterhalb derer der Plan, einen künstlichen Weisen zu schaffen, keinerlei Chance hat, denn was immer ihr unterhalb dieser Schwelle erzeugt, es wird nie sich selbst vervollkommnen können. Mit dieser Schwelle verhält es sich ebenso wie mit der Kettenreaktion beim Freisetzen von Kernenergie – diese Reaktion kann unterhalb jener Schwelle nicht selbsterhaltend und schon gar nicht lawinenartig sein. Eine bestimmte Anzahl von Atomen erliegt unterschwellig der Spaltung, die aus ihren Kernen fliegenden Neutronen erregen den Zerfall anderer Kerne, jedoch hat die Reaktion einen verlöschenden Charakter und stirbt rasch ab.



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